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Voltaire: Nach einem Monat

Liebe Voltaire-Schülerin, lieber Voltaire-Schüler,

der erste Monat des Austausches ist nun vergangen. Die Ankunft eines französischen Gastschülers / einer französischen Gastschülerin in deiner Familie und die erste Zeit mit ihm/ihr waren sicher interessant, spannend, anstrengend – vielleicht aber manchmal auch ein bisschen problematisch?

In dieser Zeit kann sich vieles tun; wir möchten dir daher einige Ratschläge geben.

 

„Ich als Gastgeber*in“

 Diese Reihenfolge des Austausches gibt dir einen großen Vorteil: Du wirst nicht ganz ins kalte Wasser springen, wenn du nach Frankreich fährst!

Das Voltaire-Programm ist aufgrund der Unterschiede zwischen den beiden Schulsystemen so gestaltet, dass die deutschen Schüler*innen immer zuerst Gastgeber*innen sind.

In Frankreich können die Schüler*innen nämlich nur im zweiten Halbjahr der Seconde oder Troisième ins Ausland fahren (davor und danach sind wichtige Prüfungen).

In Deutschland ist das erste Halbjahr der 9., 10. oder (in manchen Fällen) 11. Klasse für einen Auslandsaufenthalt am besten geeignet.

Eine fremde Person bei sich aufzunehmen, sie zu integrieren und ihr zu helfen, ist keine einfache Sache. Die deutschen Schüler*innen haben dabei eine große Verantwortung, da sie mehr oder weniger den Grundstein für den weiteren Verlauf des Austausches legen.

Du wirst dich sicher bemühen, damit dein*e französische*r Austauschpartner*in sich später genauso gut um dich kümmert, wie du das für ihn/sie in Deutschland getan hast.

Einige von euch haben bereits ihre zukünftigen Gasteltern kennengelernt und können sich schon ein Bild machen. Außerdem habt ihr alle die Möglichkeit, euch mit eurem/eurer Austauschpartner*in vertraut zu machen und euch auf den Frankreichaufenthalt richtig vorzubereiten, indem ihr ihm/ihr Fragen über Frankreich, die Schule, sein/ihr Familienleben usw. stellt.

 

„Wie geht es ihr/ihm eigentlich?“

Für deine*n Austauschpartner*in ist es im Moment garantiert nicht einfach.

Er/sie wohnt nun weit weg von Familie und Freunden und hat manchmal Schwierigkeiten, sich auf Deutsch zu verständigen.

Zeig dich verständnisvoll, versuche offen mit ihm / ihr über die aktuelle Situation zu sprechen, bezieh ihn/sie in deine Aktivitäten ein oder hilf ihm/ihr, eine Beschäftigung zu finden.

Es ist wichtig, dass du ihm/ihr deine Freunde vorstellst, aber gleichzeitig solltest du Verständnis dafür haben, wenn er/sie sich einen eigenen Freundeskreis oder auch eine gute Beziehung zu deinen Eltern und/oder Geschwistern aufbaut. Versuche, nicht eifersüchtig zu sein!

Wenn du selbst in Frankreich bist, wirst du dich bestimmt freuen, wenn du dort deine eigenen Freunde findest.

Es kann sein, dass dein*e Austauschpartner*in sich manchmal etwas schüchtern zeigt. Dafür kann es mehrere Gründe geben:

Die französischen Voltaire-Schüler*innen sind oft ein bisschen desorientiert, gelangweilt durch die langen freien Nachmittage oder haben ein bisschen Heimweh.

Wenn dein*e corres sich oft in sein/ihr Zimmer zurückzieht, ist das normal, aber du solltest trotzdem auf ihn/sie zugehen, weil er/sie sich vielleicht selbst nicht traut, den ersten Schritt zu machen.

Wenn er/sie in Ruhe gelassen werden möchte, respektiere seinen/ihren Wunsch, aber sei geduldig und versuch immer wieder, ihn/sie aus der Reserve zu locken.

Oft möchten die Franzosen/Französinnen einfach nicht lästig oder unhöflich sein. (Daher auch das oft gehörte „Ist mir egal“ oder „Ich weiß nicht“!) Versuche, ihm/ihr zu zeigen, dass er/sie ein volles Familienmitglied ist und einen Platz in deiner Familie hat.

Auf jeden Fall muss man sofort miteinander reden, wenn etwas nicht stimmt, und zwar über jede Kleinigkeit. Sonst verschärft sich die Situation schnell und es ist dann manchmal zu spät, eine Lösung zu finden. Probleme kann man nicht lösen, ohne sie vorher anzusprechen!

Du wirst vielleicht den Eindruck haben, dich ständig anstrengen zu müssen, aber dein Austauschpartner / deine Austauschpartnerin wird dir dafür dankbar sein und auch dir einen angenehmen Austausch ermöglichen.

 

Das Netzwerk!

Wir denken, dass die Vernetzung mit anderen aktuellen Teilnehmenden und der Kontakt mit Ehemaligen sehr wichtig für euch ist. Wir haben dir vor ein paar Wochen eine Liste aller deutschen und französischen Teilnehmenden geschickt.

 Vernetzt euch miteinander und tauscht euch miteinander aus!

Es ist sehr wertvoll, eure Erfahrungen und eventuelle Schwierigkeiten oder Bedenken miteinander zu besprechen.

Außerdem möchten wir dich hier noch einmal darauf hinweisen, dass ihr euch bei uns melden könnt, falls ihr Kontakt zu einem Voltaire-Paten / einer Voltaire-Patin bekommen möchtet! Voltaire-Pat*innen sind Teilnehmende des letzten Jahrgangs, die sich mit euch über ihre und eure Erfahrungen austauschen können und euch mit Ratschlägen zur Seite stehen möchten.

Auch wenn es dir vielleicht komisch vorkommt, mit fremden Menschen über Fragen und Probleme zu sprechen, können wir dir versichern, dass das sehr hilfreich sein kann.

Wenn du daran Interesse hast, schreib uns gerne eine E-Mail und wir werden dir eine*n Paten/Patin aus dem letzten Austauschjahr zuteilen.

Hier findest du übrigens auch noch einmal einige Dokumente vom Januar zum Nachlesen.

Abschließend möchten wir hier etwas aus den Erfahrungsberichten deiner Vorgänger zitieren, um dir zu zeigen, dass du und dein*e Austauschpartner*in nicht die Einzigen seid, die vielleicht anfängliche Schwierigkeiten haben.

Wir stehen selbstverständlich gerne zur Verfügung, wenn du Fragen hast.

Alles Gute für den weiteren Verlauf des Austausches!

 

Deine Voltaire-Zentrale

PS: Wenn deine Email-Adresse sich geändert hat oder wir an die Email-Adresse deiner Eltern geschrieben haben, würden wir uns freuen, wenn du uns deine aktuelle Email-Adresse mitteilst.

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Einige Zitate…

„Jeder meint, dass seine Wirklichkeit die richtige Wirklichkeit ist.“ (Hilde Domin, Dichterin)

„Ich könnte das am Besten mit der Achterbahn vegleichen: am Anfang hat man Angst und will alles rückgängig machen, dann macht man mit, man empfindet, wie die Zeit viel schneller vorbei geht als man denkt, und am Ende möchte man unbedingt es wieder versuchen.“ (Léonard, Frankreich)

„A la fin de la deuxième semaine, je me disais que ça ne marcherait jamais pour six mois et en plus pour un an! Mais je me trompais.“ (Astrid, Deutschland)

„Das wichtige ist, dass ich auf Deutsch reden kann. Am Anfang konnte ich nicht mehr als ‚Ich weiß es nicht’ oder ‚Ich habe nicht verstanden’ sagen, aber jetzt kann ich mit jemanden diskutieren. Klar mache ich noch Fehler, klar ist es nicht perfekt, ich bin dafür trotzdem froh.“ (Apolline, Frankreich)

„Je me suis rendu compte comment c’est quand on ne connaît personne tout au début. Tout cela, je l’ai appris moi-même en étant à l’étranger. Et à ce moment-là, j’ai aussi reconnu que j’avais fait beaucoup de fautes que je n’avais pas remarquées quand ma corres était chez moi.“ (Laura, Deutschland)

„Quand il était en Allemagne, notre relation n‘était pas toujours simple mais quand je suis arrivée en France, j’ai remarqué que c’était souvent de ma faute. En changeant les rôles, j’ai compris certaines réactions qu’il a eu quand il était en Allemagne. En plus, nous avons grandi tous les deux et à la fin je peux dire qu’il est devenu un de mes meilleurs amis.“ (Anne-Carolin, Deutschland)

„Sich in eine neue Familie zu integrieren ist schwer. Man muss viel beachten und aufmerksam sein. Wenn man nicht alles versteht, ist es schwierig, aufmerksam zu sein. In jeder Familie gibt es viele Gewohnheiten, du musst deine vergessen und viele andere lernen, es ist kompliziert aber nicht unmöglich.“ (Elise, Frankreich)

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