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Austauschprojekte

Rugbyaustausch zwischen Thiers und Berlin

Nach fünf intensiven Tagen voller Sport und Emotionen aller Art geht ein weiterer interkultureller Austausch zu Ende. Nach einer wochenlangen Vorbereitung konnte dieser untypische Austausch endlich stattfinden.

 

Kontext des Projektes

Vom 18. bis 23. April 2022 trafen sich 42 deutsche und französische Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren für die erste Phase des interkulturellen Austauschs zum Thema Rugby. Für dieses Projekt haben sich das Centre Français de Berlin, Peuple et Culture, der Rugbyverein Berliner SV und der Rugby Club de Thiers zusammengeschlossen. Insbesondere der Rugby Club de Thiers kümmerte sich während des ersten Teils der Jugendbegegnung in der Auvergne um die Organisation des Austausches. Dieses Projekt ist das erste Projekt zum Thema Rugby, das vom CFB organisiert wurde und das alles weniger als ein Jahr vor der großen Rugby-Weltmeisterschaft in Frankreich. Die Idee für das Projekt hatte Luc Paquier, künstlerischer Leiter im Kulturbüro des CFB und ursprünglich selbst aus Thiers.

Vorbereitung

Nach der Arbeit kommt das Vergnügen. Die Vorbereitungen für das Projekt waren alles andere als einfach. Die komplexe Situation mit Corona und die Suche nach einer Unterkunft für die riesige Jugendgruppe bereiteten den Organisator*innen diverse Zoomsitzungen bis in die Morgenstunden. Durch die tolle Zusammenarbeit zwischen den Rugby-Trainer*innen und den Teams vom CFB und Peuple et Culture stand am Ende eine Begegnung, die Interkulturalität und Rugby miteinander verbinden konnte.  Allen voran ein Betreuer*innen-Team, das nach dem Wegfall von Raphaël Dosjoub, französischer Trainer und eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt, nur wenige Wochen vor der Abreise, umso enger zusammengeschweißt wurde. Ein außergewöhnliches Projekt geleitet von einem Team aus Betreuer*innen, die sich vor dem Projekt noch gar nicht kannten. Trotzdem geeint durch die gleiche Entschlossenheit und den gleichen Wunsch: Den Jugendlichen eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung zu ermöglichen. Ein Team bestehend aus vier französischen Trainer*innen (Léa, Thibault, Laurent, Paolo), drei deutschen Trainer:innen (Peter, Arndt, Richard) und vier interkulturellen Betreuer*innen des CFB (Alexandre, Félicie, Maxence, Arnaud)

Abreise und Ankunft

Die deutsche Gruppe und das CFB-Team trafen sich bereits am Samstagabend in Berlin, um gemeinsam mit dem Bus in die Auvergne zu fahren. Davor nur noch die Verabschiedung von den Eltern, von denen uns einige mit einem Lächeln auf den Lippen anvertrauten, dass Sie sich auf ein paar ruhige Tage freuen würden und schon ging es los. Während der Fahrt konnten die Berliner Jugendlichen die schöne Natur genießen und sogar einige wilde Tiere sehen. Die Reise war für die meisten Teilnehmer*innen die Erste ins Ausland. Nach etwa 15 Stunden Fahrt erreichte der Bus die Unterkunft „Les quatre vents“ auf Deutsch „die vier Winde“. Ein Zentrum für Radtourismus mit großen Grünanlagen vor einer atemberaubenden Bergkulisse. Kaum waren die Jugendlichen aus dem Bus ausgestiegen, konnten sie auf dem Rasen bereits ihre ersten Bälle werfen. Zur gleichen Zeit ließen sich die Betreuer*innen zu einer Partie Boule Lyonnaise verleiten. Das waren gute Vorzeichen für den Beginn des Programms und die Ankunft der Gruppe aus Thiernois am nächsten Tag.

 

Beginn

Der offizielle Beginn des Projektes war am nächsten Morgen mit der Vorstellung der Trainer*innen aus Thiers. Nachdem das CFB-Team (wieder und wieder) Schnelltests durchgeführt hatte, konnten sich die Jugendlichen aus Thiers den Berlinern zum Frühstück anschließen und kennenlernen. Anschließend begann das Programm mit der Vorstellung des Teams und dem interkulturellen Programm, das durch das CFB begleitet wird. Gleich danach wurde der strahlende Sonnenschein ausgenutzt und verschiedene sportliche Spiele für ein erstes Kennenlernen im Freien veranstaltet. Die Reihe der Animationen wurde durch eine Sprachanimation mit dem Klassiker „Hallo, Wie geht’s?“ abgeschlossen. Nach einer kleinen Getränkepause stellten die interkulturellen Betreuer*innen den Ablauf der Woche vor. Auf dem Programm standen Museumsbesuche, eine Stadtrallye, Trainingseinheiten, eine Gala, aber auch das Spiel zwischen den beiden Vereinen. Dieser Auftaktvormittag endete mit einer Diskussionszeit mit den Jugendlichen, in der die gemeinsamen Regeln festgelegt wurden. Nachdem jeder seine eigenen Regeln aufgestellt hatte, wurde dank Alexandres Zeichentalent eine symbolische Charta erstellt, die von allen Jugendlichen unterschriebenund anschließend im Gemeinschaftsraum aufgehängt wurde.

 

Das Programm

Über die Woche verteilt konnten die Jugendlichen zahlreiche Aktivitäten genießen. Alles fing an mit einem Besuch des Sees lac d’aubusson und einem kleinen Dorf, 15 Minuten vom See entfernt.. Bei diesem ersten Ausflug hatten die Jugendlichen die Möglichkeit ihre Badehosen und Badeanzüge herauszuholen und sich ins kühle Nass zu stürzen.. Nur unsere französische Trainerin Lea hatte keine andere Wahl und wurde von ein paar Spaßvögeln nass gespritzt. Die Gruppe besuchte auch das Messermuseum, in dem sie die Geschichte des Messers erzählt wurde und die Jugendlichen alle ihre Fragen zu Messern stellen konnten. Es folgte eine Stadtrallye durch Thiers, bei der vier Teams (Pferde, Hähne, Hunde und Kühe) auf zwei verschiedenen Strecken gegeneinander antreten durften und sich bei verschiedenen Herausforderungen beweisen mussten. Der Sieg ging an das „Hundeteam“. Der Preis für die Gewinner: Süßigkeiten und hübsche Postkarten/Magneten von Thiers.

 

In der Mitte der Woche teilten die deutschen Jugendlichen regionale kulinarische Spezialitäten mit der französischen Gruppe. Die Schüler aus Thierry duften unter anderem die berühmte Berliner Falafel oder Berliner Schokolade probieren. Der Abend endete musikalisch. Der Höhepunkt waren diverse Hebefiguren à la John Travolta/Céline Dion. Auch die berühmte Szene aus Titanic durfte dabei nicht fehlen. Auch der Besuch des bekannten regionalen Rugby-Vereins ASM Clermont, der national zur Top 14 gehört, stand auf der Liste. Bei dieser Gelegenheit lernten die Jugendlichen mehr über die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Vereins. Schöne Gruppenfotos in den Umkleidekabinen und ein Einlaufen wie bei den Profis durfte für die Jugendlichen natürlich auch nicht fehlen.

 

Auf dem Programm stand auch eine Wanderung auf den Gipfel des Puy de Dôme. Obwohl der Aufstieg eine ziemliche körperliche Anstrengung war, konnten die Schnellsten schon bald die atemberaubende Aussicht auf Clermont-Ferrand genießen. Auch der langsamere Teil der Gruppe biss die Zähne zusammen und schaffte es schließlich auf den Gipfel. Der kleine Thiago schaffte es als letzter ans Ziel und wurde mit Applaus von den anderen begrüßt. Ein Moment, der ganz klar das Wohlwollen und den Teamgeist unserer Gruppe verdeutlichte.

 

Auf der sportlichen Seite waren zwei Vormittage dem Rugby-Training mit professionellen Trainer*innen gewidmet. Unsere jungen Rugbyspieler:innen durften sich im Platzierungs-, Ball- und Kontaktspiel ausprobieren. Auch bei der Präsentation der Hakas entstanden unvergessliche Momente. Allem voran das Haka des Teams „Des vaches qui rient“ (Die lachenden Kühe). Das heiß erwartete Spiel zwischen den beiden Mannschaften fand am Donnerstagnachmittag statt. Nach einem Eröffnungsspiel von zwei Mannschaften aus Thiernois durften die Jugendlichen selbst auf das Feld. Die Kulisse: 150 begeisterte Zuschauer*innen. Ein spannendes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten der aus Mädchen und Jungen bestehenden Teams.

Für die Überreichung der Trophäe organisierte das Team aus Thiernoise zusammen mit den Eltern eine Gala. Für Verpflegung war mehr als gesorgt mit leckerem Schinken am Spieß. Der Abend bot die perfekte Möglichkeit für ein Gruppenfoto mit der Trophäe. Die deutschen Trainer*innen erhielten dafür ein eigens angefertigtes Trikot. Nach einem Dankeswort des Präsidenten des Rugby Clubs von Thier Laurent Gozard und des deutsch-französischen Trainer*innenteams, wurde den Berliner Jugendlichen die Trophäe „Raphael Dosjoub“ überreicht. Diese dient als Hommage an ihre tolle Leistung und als Symbol für die zweite Runde des Austausches, die in einigen Monaten in Berlin stattfinden wird. Nach der Rehabilitierung eines Verletzten und der Besserung eines weiteren war die Stimmung noch besser. Der Abend endete mit Tanzeinlagen der deutsch-französischen Jugendlichen, die aus vollem Herzen zu Charles Aznavour und Joe Dassin sangen.

Das Programm der Woche endete mit einer Auswertung. In diesem Rahmen konnten die Freiwilligen die gemeinsam erlebte Woche Revue passieren lassen und Rückmeldung geben. Das Feedback war weitestgehend positiv, auch wenn nicht alles perfekt organisiert war. Bei der letzten Mahlzeit versammelte sich das Betreuer*innenteam ein letztes Mal für eine Nachbesprechung. Während des Mittagessens ergriff der deutsche Trainer Richard das Wort, um sich bei allen Beteiligten zu bedanken und bewegende Worte über die Zukunft des Austausches zwischen Berlin und Thiernois zu überbringen. Ein letzter emotionaler Moment bei dem die ein oder andere Träne vergossen wurde. Doch spätestens durch die Reden der Teilnehmer*innen wich diese Stimmung dem Lachen und dem Applaus. Ein perfektes Ende für diesen Austausch und ein perfekter Übergang Richtung Abreise.

 

Interkultureller Aspekt

Obwohl der Austausch ein Erfolg war, hat der Ausdruck „interkulturelle Unterschiede“ im Laufe dieser Woche seine volle Bedeutung gewonnen. Allem voran natürlich die Sprachbarriere, die wir allerdings durch zahlreiche Sprachanimationen teilweise überwinden konnten. Die inneren Blockaden der Teilnehmenden wurden gelöst und den Jugendlichen ein (erster) Einblick in die deutsche oder französische Sprache geboten. Das Betreuer*innenteam förderte den Austausch durch Übersetzungen in formellen wie auch in informellen Momenten unterstützte. Doch auch anderweitig kam es zum Zusammenprall verschiedener Kulturen. Nationale Kulturen, Rugby-Kulturen und städtische/ländliche Kulturen und die damit verbundenen Verhaltensweisen. Während die Jugendlichen aus Thierios eher direkt, festlich und ausdrucksstark kommunizierten und mit traditionellen Liedern gemeinsam feierten, waren die Berliner*innen über die Woche eher zurückhaltender und in sich gekehrter. Um zu vermeiden, dass diese Unterschiede die Gruppendynamik leiden lassen, standen wiederkehrende Austausche unter den Jugendlichen auf dem Tagesprogramm, um diese für die kulturellen Unterschiede zu sensibilisieren. Dabei geht es nicht darum, einzelne Verhaltensweise zu ändern, sondern ein Bewusstsein für die Unterschiede zu schaffen und diese pädagogisch aufzuarbeiten. Dieser Gedanke wurde von all unseren Jugendlichen verstanden, die nach der Woche nur Sympathie und Verständnis füreinander empfanden.

Ein bereichernder Austausch für die Jugendlichen und das Betreuerteam geht zu Ende. Alle Beteiligten freuen sich bereits auf die zweite Phase des Projektes in Berlin im Oktober/November nächsten Jahres.

Bis zur nächsten magischen und sportlichen Erfahrung!
OUHHHHHHHHH

verfasst von Arnaud Tarcius, ESK-Freiwilliger am CFB

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