
Das Centre Français de Berlin war am Samstag (5.4.) das Zentrum des französischsprachigen Berlins. Mehr als 2000 Menschen aus der ganzen Stadt strömten in das deutsch-französische Kulturzentrum in der Müllerstraße. Angezogen wurden sie von der Fête des Francophonies unterm Weddinger Mini-Eiffelturm – und einem bunten Programm für die frankophone Community und Freunde der französischen Sprache und Lebensart.

Fotos: Olad Aden

Fotos: Olad Aden
Eine Weltreise war angekündigt worden und eine Weltreise ist es geworden. Mehr als 20 Botschaften der frankophonen Länder hatten ihre Stände im Centre Français de Berlin (CFB) aufgebaut. Dicht gedrängt flanierten die Besucherinnen und Besucher daran vorbei. Wie bei einer kleinen Touristikmesse konnten sie vieles über die teilnehmenden Länder erfahren: Wo kann man in Luxemburg am besten Radwandern? Wo kann man in Frankreich studieren? Wo ist es am schönsten in Kanada und welche Bücher gibt es in Kamerun?

Farbenfroh und mit Gummibärchen: Der Stand der Vertretung des Kongo. Foto: Hensel

Am Stand der Botschaft der Schweiz. Die Papierfahnen waren besonders beliebt. Foto: Hensel
Eine Messe und kulinarische Reisen
Ganz im Stile einer Messe gab es auch viele Andenken und Mitgebsel. Kugelschreiber waren fast an allen Ständen verfügbar: Aufkleber, Broschüren, Schlüsselbänder – alle mit den entsprechenden Landesnamen versehen. Auch Papierfähnchen waren sehr beliebt: Manch einer verließ das CFB mit einem bunten Strauß Fähnchen in der Hand. Eine Lieblingsfahne an dem Tag: die Papierfahne der Schweiz. Obwohl die Botschaft viele Fahnen mitgebracht hatte und auch noch rote Schweiz-Basecaps verschenkte, gab es am Ende der Infomarktzeit nicht mehr ein einziges rot-weißes Fähnchen.

Fotos: Olad Aden

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Wer sich während des ersten Teils der Veranstaltung stärken wollte, konnte das im Innenhof des CFB tun. Stilecht gab es unter anderem herzhafte Galettes und süße Crêpes, aber auch afrikanische Gerichte. Irgendwo im Infomarkt-Gewimmel war zudem ein Stand der Bettina-von-Arnim-Schule aus Reinickendorf aufgebaut. Die Schülerinnen verkauften viele verschiedene Sorten Kuchen.
Später, ab 20 Uhr, begann dann der besondere kulinarische Teil der Fête des Francophonies. „Bonne chance!“, riefen sich die Menschen in der wirklich sehr langen Schlange zu, die zu den kulinarischen Spezialitäten der frankophonen Länder führte. Viel Glück! Wer es hatte, konnte viele leckere Kleinigkeiten probieren, die es sonst nicht oft gibt, auch nicht in Berlin, wie zum Beispiel Köstlichkeiten aus Zypern oder Häppchen aus Tunesien. Am Stand der belgischen Botschaft gab es zu dieser Zeit den kulinarischen Exportschlager, und zwar ganz kostenlos: belgische Waffeln mit Schlagsahne und Marmelade.

Das Künstler und sein Werk: Seboh und sein Wandbild. Foto: Hensel

Der Berliner Street-Artist Seboh beendet ein Wandbild. Foto: Hensel
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte
Draußen im Innenhof vollendete der Berliner Street-Art-Künstler Seboh sein farbenfrohes und überlebensgroßes Wandbild „Ein Blick sagt mehr als tausend Worte“. Darauf sind zwei Jugendliche zu sehen; das Bild steht für den Kultur- und Bildungsaustausch zwischen Frankreich und Deutschland, den das CFB fördert. Das Bild, das Seboh mit dem Pinsel gemalt hat, wird einen Ehrenplatz im deutsch-französischen Kulturzentrum bekommen, so bestätigte Florian Fangmann, Geschäftsführer des CFB.

Foto: Olad Aden

Foto: Hensel
Debatte und eine Plädoyer für Europa
Das Programm des Tages war prall gefüllt mit Tanzworkshop, Tattoo-Workshop, Geschichtenerzählen und auch mit einer Podiumsdiskussion im Saal des City Kino Wedding. Vertreter des Clubs von Radio France Internationale Berlin diskutierten dabei mit ihren Gästen über „Die frankophone Diaspora in Berlin: Jeder für sich oder alle für einen?“ Auch Kultur war Teil des Programms – und was für welche!

Foto: Olad Aden
Die belgische Spoken-Word-Künstlerin Jessy James LaFleur thematisierte in ihren Beiträgen mit Musik unterlegte Gedanken über die europäische Idee. Eindrucksvoll war ihr Stück „Weil ich eine Grenzgängerin bin“. Darin schilderte sie ihr Leben mit zwei Muttersprachen in einem geeinten Europa ohne Krieg, ohne Grenzen, ohne Roaminggebühren. Sie mahnte, die Freundschaft nicht als selbstverständlich zu nehmen, und kritisierte den Rechtsruck und den Wunsch mancher Menschen nach der Rückkehr „einer dunklen Vergangenheit“.

Fotos: Olad Aden

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Fotos: Olad Aden

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Fête des Francophonies: Musik, Musik, Musik
Musikalisch hatte die Fête des Francophonies auch einiges zu bieten. Besonders hervorzuheben ist der Auftritt der Fusionband „La Caravane du Maghreb“. Die Band um den Sänger Youssef Belbachir mischte auf der Bühne rituelle Gnawa-Musik und andalusische Volksmusik, traditionelle Instrumente mit elektronischen Beats. Musik aus dem Nordwesten Afrikas, vom Mittelmeer bis zur Wüste Sahara, mal verträumt, mal aus den Kinosesseln reißend. Am Ende tanzten ein paar Mutige sogar auf der Bühne, andere wippten heftig auf den Stühlen zum Musikmix. Weitere Auftritte folgten – ein Ende war erst um drei Uhr morgens und nach einer Party im Kino-Foyer mit DJ-Musik in Sicht.

Luc Paquier (links) und Florian Fangmann vom Centre Français de Berlin eröffneten die Veranstaltung. Foto: Hensel
Dieser Artikel wurde von Dominique Hensel am 07.04.2025 im Brunnenmagazin veröffentlicht: https://brunnenmagazin.de/eine-fete-im-herzen-des-franzoesischen-berlins/