Vom 4.-16.11.2024 lief das Residenzprogramm des CFB „ Kreuzungen Berlin – Paris“ in Partnerschaft mit dem Theater „Carreau du Temple“ in Paris. Eingeladen vom französischen Partner, hießen wir in diesem Jahr die Künstlerin Lasseindra Ninja LANVIN in Berlin Willkommen. Im Austausch empfing das Theater Le Carreau du Temple die Berliner Künstlerinnen Ghyslaine Gau und Lola Rubio.
Lasseindra ist Tänzerin und Pionierin des Voguing in Frankreich. Zurzeit forscht sie zu multiplen Verbindungen zwischen Voguing und Politik, wozu sie insbesondere während ihres Aufenthalts im CFB arbeiten wird. Das Residenzprogramm wurde 2024 erstmalig ins Leben gerufen um den professionellen Austausch zwischen Künstler*innen der Nachbarländer Frankreich und Deutschland zu fördern. Tanzszene mit ihren vielfachen urbanen Verknüpfungen ist ein sehr mobiles Milieu. Residenzformate ermöglichen binationalen Wissenstransfer und schaffen inhaltlichen Mehrwert für die Beteiligten Kunstschaffenden und Institutionen die wiederum in die jeweiligen lokalen Szenen fließen und so die je spezifischen Formen der Kunstproduktion bereichern.
Im Anschluss folgt ein kurzes Interview mit unserer französischen Gästin, um sie dem Berliner Publikum vorzustellen.
Hallo Lasseindra, kannst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Lasseindra. Ich bin Tänzerin, Choreographin, Rednerin und interessiere mich auch für Musik. Zurzeit befinde ich mich in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Centre Français und in Verbindung mit dem Carreau du Temple in einer Residenz.
Erzähl uns etwas von deinen Arbeitsschwerpunkten.
Ich bin hier, um Ballroom und Voguing zu vertiefen, Bewegungen, zu deren Pionierinnen ich in Paris und Europa zusammen mit meiner Schwester Nikki Gucci gehörte. Meine derzeitige Arbeit konzentriert sich auf die politische Dynamik des Ballrooms in verschiedenen Ländern, da sie sich von der in den USA, wo diese Bewegung ihren Ursprung hat, unterscheidet. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die USA ein vereinigtes Land mit mehreren Staaten sind, während Europa aus vielen souveränen Ländern besteht, was zu erheblichen kulturellen, sprachlichen und politischen Unterschieden führt. Mein Ziel ist es, ein neues tänzerisches und digitales Werk zu schaffen, das diese Variationen widerspiegelt.
Welche Unterschiede hast du zwischen Frankreich, Paris und Berlin in Bezug auf den Ballroom beobachtet?
Seltsamerweise finde ich, dass sich Deutschland Paris nähert, nicht in der Art und Weise, wie die Dinge dargestellt werden, sondern eher auf institutioneller Ebene. Es ist sehr bürokratisch hier, und selbst in persönlichen Interaktionen findet man eine formale Seite, obwohl es eine Art Ordnung im Chaos gibt.
Wie hast Du Dich während Deiner Residenz in Berlin gefühlt?
Ich habe mich extrem willkommen gefühlt. Der Empfang begann virtuell vor dem Aufenthalt und setzte sich vor Ort auf ebenso herzliche Weise fort. Ich genoss eine große Flexibilität zwischen meiner persönlichen Zeit und meiner Arbeitszeit, was sehr wichtig ist, um produktiv sein zu können, wenn es am besten passt.
Während deines Aufenthalts hast du einen Tag mit einer Gruppe von Jugendlichen gestaltet. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Meine Arbeit bezieht oft Jugendliche mit ein, und ich hatte die Gelegenheit, während meines Aufenthalts im Centre Français de Berlin eine Gruppe zu empfangen. Diese Jugendlichen, die ich schon lange kenne, kommen alle aus der Welt des Tanzes. Diese Begegnung ermöglichte es ihnen, das Centre Français zu entdecken und in diese französischsprachige Kulturblase einzutauchen. Es erleichterte auch den Dialog, da sie ihre Tanzerfahrung teilen und sich über die kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Berlin austauschen konnten.